Forderungskatalog der Wasserwacht an die Politik
Wasserrettung erfordert Bäderrettung! Gemeinsam setzen wir uns in der Bäderallianz für den Erhalt und die Modernisierung der Bäder in Deutschland ein. Denn: Schwimmen ist Voraussetzung für den Wassersport, Bäder sind Voraussetzung für das sichere Schwimmen.

Wasserrettung erfordert Bäderrettung!
Gemeinsam setzen wir uns in der Bäderallianz für den Erhalt und die Modernisierung der Bäder in Deutschland ein.
Denn: Schwimmen ist Voraussetzung für den Wassersport, Bäder sind Voraussetzung für das sichere Schwimmen.
1. Förderprogramme mit den Schwerpunkten Wassergewöhnung und Schwimmen
Damit Kinder in der Grundschule die Schwimmfähigkeit nachweisen können (Niveaustufe 4 oder Deutsches Schwimmabzeichen Bronze ), müssen sie frühzeitig mit dem Wasser in Berührung kommen. Angebote für die Wassergewöhnung und -bewältigung können bereits ab dem Alter von 4 bis 5 Jahren unterbreitet werden. Deshalb fordern wir:
- Angebote in Kindertageseinrichtungen sollen den Schulschwimmunterricht in den Grundschulen ergänzen. Hierfür sind flankierend unterstützende Förderprogramme für Bildungseinrichtungen (Kindertageseinrichtungen und Schulen aller Stufen), für die Berufsausbildung für pädagogisches Fachpersonal sowie für die schwimm- und wassersporttreibenden Vereine und Verbände notwendig. Dies umfasst u.a. die flächendeckende Bereitstellung von Schwimmbadzeiten und finanziellen Mitteln.
- Die Erfüllung des Lehrplans Schwimmen der einzelnen Bundesländer („Sicher Schwimmen können“ ist in allen 16 Lehrplänen der Länder als Ziel enthalten) muss flächendeckend umgesetzt und kontrolliert werden. Der Arbeitskreis Schulschwimmen bei der Kultusministerkonferenz muss wieder eingesetzt und um interessierte Verbände ergänzt werden.
- Die außerschulischen Angebote der Verbände und Vereine wie z.B. Schwimmkurse bis hin zu Aktionswochen zur Abnahme von Schwimmabzeichen sollen flächendeckend unterstützt werden, damit sie weiterhin angeboten werden können. Die einheitliche Evaluierung der Angebote deckt Verbesserungspotenziale auf und ermöglicht eine gezielte Unterstützung.
2. Prävention, Rettung, Katastrophenschutz und zivil-militärische Zusammenarbeit
Die Bädernutzung sollte auch im Hinblick auf die Einsatzfähigkeit von Einsatzkräften im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz bis hin zur zivil-militärischen Zusammenarbeit betrachtet werden. Deshalb fordern wir:
- Die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften, der Polizei, Bundeswehr u.a. Behörden mit Sicherheitsaufgaben in Bezug auf die eigene Rettungsfähigkeit muss sichergestellt werden. Die Schwimm- und Rettungsfähigkeit ist Voraussetzung für den Erwerb spezialisierter Kompetenzen (z.B. Rettungstauchen). Dies umfasst u.a. regelmäßige Aus- und Fortbildungen im Schwimmen und Rettungsschwimmen sowie Trainingsmöglichkeiten für ehren- und hauptamtliche Kräfte der Behörden und beteiligten Organisationen.
3. Stärkung des Ehrenamts und Vernetzung zu Freiwilligendiensten
Die Wasserrettung, der Katastrophenschutz und der (Schwimm-)Sport in Deutschland werden maßgeblich ehrenamtlich getragen. Deshalb fordern wir:
- Dieses Ehrenamt muss wertgeschätzt und finanziell unterstützt werden, um den Nachwuchs zu sichern, die Qualität der Aus- und Fortbildung sowie die Sicherheit der Ehrenamtlichen zu gewährleisten.
- Es müssen (finanzielle) Rahmenbedingungen für ein unbürokratisches Ehrenamt geschaffen werden.
- Freiwilligendienste sollen erweitert werden, um die ehrenamtlichen Strukturen auch zu unterstützen.
4. Zugang zu Schwimmbädern und Teilhabe
Um allen Menschen das Element Wasser näher zu bringen und ihnen das sichere Schwimmen zu ermöglichen, sind flächendeckende, (auch finanziell) niederschwellige Zugänge zum Schwimmenlernen und Schwimmen für die Bevölkerung auch im Sinne der Prävention, Rehabilitation und Gesunderhaltung notwendig. Hierbei sind die Bedürfnisse aller Menschen gleichermaßen zu berücksichtigen. Deshalb fordern wir:
- Unterstützung für sozial benachteiligte Familien und Menschen mit Förderungsbedarf, um an den Schwimmlernangeboten teilhaben zu können. Dies umfasst die Bereitstellung von Badebekleidung sowie die Übernahme von Eintritts- und Fahrtkosten und ggf. Kursgebühren.
Wir unterstützen weiterhin die Forderungskataloge der Bäderallianz sowie des DOSB und der Jugendorganisationen der deutschen wassersporttreibenden Spitzensportverbände (Deutsche Ruderjugend, Deutsche Kanujugend, DSV-Jugend, Segler-Jugend, VDST-Jugend).
Deshalb unterstützen wir weitere Forderungen:
5. Kennzahlen für die Schwimmfähigkeit
Um valide Aussagen zur Schwimmfähigkeit in der Bevölkerung tätigen zu können und Bedarfe ableiten zu können, sind objektive und subjektive Daten notwendig. Als Nachweis des „Sicher Schwimmen Könnens“ (Schwimmfähigkeit) wurde der Erwerb des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze ebenso wie die Bewältigung der vierten Niveaustufe „Sicheres Schwimmen“ anerkannt.
- Übereinstimmend mit der Forderung der DSV-Jugend fordern wir die Aufnahme von objektiven Kennzahlen zur Schwimmfähigkeit ins Konzept zum Bewegungsmonitoring durch das RKI. Hierfür bietet sich die konstante Erhebung der abgenommenen Schwimmabzeichen sowie der Niveaustufe 4 an.
- Wir fordern weiterhin eine Bevölkerungsumfrage zur subjektiven Einschätzung der Schwimmfähigkeit anhand ausgewählter Kriterien (Definition gemeinsam mit den schwimmsporttreibenden Verbänden) sowie zu Unterstützungsbedarfen aus der Bevölkerung.
6. Unterstützung für alle am Schwimmen Interessierten
Neben bereits bestehenden Regelwerken werden weitere Hilfestellungen benötigt, um die Qualität der Schwimmausbildung zu sichern, zu vereinheitlichen und weiterzuentwickeln. Diese sind auf die verschiedenen Zielgruppen auszurichten (Schwimmanfänger*innen, Schwimmer*innen, Lehrkräfte, Eltern und Personensorgeberechtigte u.v.m.), um mehr Sicherheit bei der Vermittlung des Schwimmens zu geben.
- Die vorhandenen Vorgaben und Hilfestellungen müssen zentralisiert gesammelt und angeboten werden.
- Die vorhandenen Vorgaben und Hilfestellungen müssen an die Zielgruppen vermittelt werden (siehe Forderung nach einer Bildungsoffensive des DOSB).
7. Mit Sicherheit am Wasser – sicherer Aufenthalt am Wasser
Die Kommunen sind für die Sicherheit an Gewässern verantwortlich (Verkehrssicherungspflicht). Der (barriere-)freie und unbeschwerte Zugang zu Gewässern sollte für alle Menschen sowie Wassersportvereine möglich sein.
- Wir fordern die Ausstattung der öffentlichen Gewässer mit Rettungsmitteln (z.B. Rettungsring), Notrufmöglichkeiten (z.B. flächendeckendes Handynetz, Notrufsäulen) und ggf. weiteren Sicherheitsvorkehrungen.
- An stark frequentierten Gewässern soll ein Wasserrettungsdienst in Abstimmung mit den örtlichen und anerkannten Wasserrettungsorganisationen an den Wochenenden und Feiertagen während der Wachsaison mit geeigneter, bedarfsgerechter Wasserrettungsstation und Materialien eingerichtet werden.
8. Bäderbedarfsplanung sowie ressortübergreifende und interkommunale Zusammenarbeit
Der Sanierungsstau kann aktuell zwischen 10 und 20 Mrd. € oder gar darüber eingeordnet werden (KfW-Kommunalpanel: Raffer / Scheller, 2024). Hinzu kommen der nachhaltige und klimagerechte Umbau der Energieversorgung, der Personalmangel und die Anpassung an die jeweilige Bedarfssituation der Bevölkerung. Vor allem in ländlichen Bereichen sind die Bäder weit entfernt und schlecht erreichbar.
- Um die vielfältigen Herausforderungen zu meistern, ist eine ressortübergreifende Zusammenarbeit erforderlich. Wir fordern die Einrichtung von Arbeitskreisen, in denen alle von den Bädern betroffenen Ressorts (Bauen, Bildung, Soziales, Inneres, Sport) auf Länder- und kommunaler Ebene zusammenarbeiten.
- Wir fordern im Einklang mit der Bäderallianz eine bedarfsgerechte Planung und Verteilung der Bäder. Beispielsweise sollen Schulschwimm- und Vereinsbäder innerhalb von 30 Minuten mit dem ÖPNV erreichbar sein.
- Der Bund und die Länder sollen unbürokratische Investitionsprogramme für den nachhaltigen Neubau, die (energetische) Sanierung sowie den Betrieb von Schwimmbädern auflegen.
Material
Der Forderungskatalog als PDF steht hier als Download zur Verfügung.
Kontakt zum Projekt
Katy Völker